Nach der Operation

Alltagsbewältigung

Dieser Leitfaden ist als Hilfestellung für alle jene gedacht, die entweder eine adipositaschirurgische Operation (OP) durchführen lassen wollen oder einen solchen Eingriff bereits hinter sich haben.

In Teil 1 des Leitfadens „Vom Antrag bis zur Nachsorge“ wurde detailliert beschrieben, welchen Weg ein Adipositas-Patient beschreiten muss, um vom Medizinischen Dienst der Krankenkassen (MDK) einen (positiven) Kostenübernahme-Bescheid zu erhalten.

Es wurde erläutert, dass bereits im Antrag die Sicherstellung einer langfristigen Nachsorge ausgeführt und belegt werden muss. Der Antragsteller muss darlegen, dass er sich darüber im Klaren ist, dass eine lebenslange Notwendigkeit zur (Nach-) Behandlung besteht.

Wurde der Patient bereits im Vorfeld eines Eingriffs angehalten, seine Ernährung umzustellen, etwa um durch eine spezielle Diät das Anfangsgewicht zur Risikoverminderung herabzusetzen, steht nun die dauerhafte Anpassung des Lebensstils bevor: Der Patient muss sein Essverhalten und seine Lebensgewohnheiten nachhaltig umstellen. Den nur so kann eine Adipositas-Therapie langfristig zum Erfolg führen.

Allgemeines

Allgemeines

Unabhängig davon, welche adipositaschirurgische Methode angewandt wurde, müssen sich Magen und Stoffwechsel auf die veränderte Situation einstellen. Bezüglich der Besonderheiten in der Nachsorge der einzelnen bariatrischen OP-Methoden wird auf die Beiträge zur Beschreibung dieser verwiesen.

Jeder Mensch ist einzigartig; ebenso individuell ist der Verlauf der postoperativen Phase für jeden einzelnen Patienten. Alter, Anfangsgewicht, etwaige Vorerkrankungen und natürlich auch die gewählte OP-Methode beeinflussen den Heilungs- und Therapieerfolg. Die Umstellung des gewohnten Lebensstils ist für viele Patienten eine große Herausforderung, die sie nicht alleine bewältigen können. Aus diesem Grund sollten Adipositas-Patienten stets psychologisch betreut werden – und zwar vor und nach einem Eingriff.

1.Nachbetreuung in der Klinik

1.Nachbetreuung in der Klinik

In den ersten 12 bis 24 Stunden nach einem Eingriff wird ein Patient gegebenenfalls auf der Intensivstation beobachtet, damit etwaige auftretende Komplikationen wie etwa Blutungen oder Kreislaufprobleme schnell erkannt und behandelt werden können. Außerdem werden erste postoperative Untersuchungen und Tests durchgeführt, um zum Beispiel die Position und den Sitz eines Magenbandes oder die Klammernähte bei einem Schlauchmagen oder Magenbypass zu überprüfen.

Sind keine Komplikationen ersichtlich, wird der Patient ab dem 2. Tag nach der OP mobilisiert, d.h., er darf aufstehen und wenige Schritte (zur Toilette etc.) gehen. Die durchschnittliche Verweildauer im Krankenhaus liegt je nach Eingriff zwischen 3-6 Tagen.

2.Einnahme von Medikamenten

2.Einnahme von Medikamenten

Bereits vor einer bariatrischen OP müssen manche Medikamente wie etwa Blutverdünner abgesetzt oder stark reduziert werden. In der postoperativen Phase und unter Umständen ein Leben lang sollte ein Patient nach Möglichkeit auf Medikamente verzichten, welche die Magenschleimhaut schädigen können. Dazu zählen Aspirin, ASS, Cortison und alle sogenannten Rheumamittel (NSAR =nicht-steroidale Antirheumatika).

3.Ernährungsumstellung

3.Ernährungsumstellung

Die dauerhafte Änderung ihrer Essgewohnheiten stellt viele Patienten auf die Probe. Wichtig sind eine bewusste Ernährung und die tatkräftige Unterstützung durch Fachleute (z.B. Ernährungsberater, Hausärzte, Oecotrophologen [Haushalts- und Ernährungswissenschaftler] und Sportmediziner).

Zu beachten ist außerdem, dass der Magen ein Muskel ist, der sich nach einer Verkleinerung wieder dehnen und weiten kann: Er lässt sich durch eine dauerhaft erhöhte Nahrungsaufnahme regelrecht wieder auf Normalgröße „trainieren", man spricht auch von einer Dilatation (erneute Weitung).

a) Flüssige Ernährung (Flüssigphase)

In den ersten Tagen nach einer bariatrischen OP bekommt ein Patient grundsätzlich Suppe ohne Einlage und Tee zu trinken. Der Magen muss sich – je nach Eingriff – erholen und feste Nahrung und auch kohlensäurehaltige Getränke können die Klammernähte beschädigen.

b) Feste Nahrung

Mit der Aufnahme fester Nahrung kann im Schnitt nach ca. 10 Tagen begonnen werden. Dabei sollte es sich zu Anfang ausschließlich um pürierte Nahrungsmittel (Breiphase) handeln. Danach ist eine ballaststoffreiche Ernährung zu empfehlen.

Jeder Patient muss für sich alleine herausfinden, welche Nahrungsmittel er gut verträgt und auf welche er fortan unter Umständen verzichten muss. Es kann in der Folge der OP zu Lebensmittelunverträglichkeiten kommen und besonders bei sehr zucker- oder fetthaltiger Ernährung ist Vorsicht geboten, da diese das sogenannte Dumping-Syndromauslösen kann.

4.Mangelerscheinungen und Supplementierung

4.Mangelerscheinungen und Supplementierung

Wurde eine OP-Methode gewählt, die (auch) auf dem Prinzip der Malabsorption (verminderte Nährstoffaufnahme im Darm) beruht, kommt es jetzt zu Mangelerscheinungen. Insbesondere der Vitamin- und Elektrolythaushalt kann aus dem Gleichgewicht geraten, da der Körper viele der benötigten Stoffe nicht selbst produzieren oder anderweitig kompensieren kann.

Blutwerte prüfen

Um festzustellen, welche Mängel tatsächlich bestehen und wie sich die Werte entwickeln, muss sich ein Patient regelmäßigen Untersuchungen bei einem Hausarzt unterziehen. Dieser sollte kontinuierlich die Blutwerte bestimmen, um je nach Art und Umfang der Stoffwechselstörungen im Rahmen einer sogenannten Substitutionstherapie eine gezielte Behandlung vornehmen und steuern zu können.

Zu den regelmäßig zu überprüfenden Werten (standardmäßig nach Bypass und Schlauchmagen, optional nach Magenband) zählen:

  • Calcium
  • Eisen
  • Ferritin (zur Feststellung eines Eisenmangels)
  • 25-OH-Vitamin D3
  • Parathormon
  • Vitamin B1, B12
  • Folsäure

Nach einer biliopankreatischen Diversion mit/ohne Duodenal Switch (BPD +/- DS) sind auch stets

  • Albumin
  • Gesamteiweiß
  • Vitamin A und Eiweiß-Elektrophorese

abzunehmen.

Vitamin B12-Mangel

Ein ganz häufig auftretendes Problem ist ein Vitamin B12-Mangel, mit dem auch ein Teil der ansonsten gesunden Bevölkerung zu kämpfen hat. Die hierbei typischerweise auftretenden Symptome lassen sich grob in folgende Kategorien zusammenfassen:

  • Nervenschädigung (diffuse Schmerzen, Kribbeln, Lähmungen, Koordinations- und Gedächtnisstörungen)
  • Blutarmut (Konzentrations-, Leistungs- und Immunschwäche, chronische Erschöpfung,)
  • Störungen des Hormon- und Neurotransmitterstoffwechsels (psychische Störungen wie etwa Depressionen und Psychosen)
  • Verdauungsstörungen (Entzündungen in Mund, Magen und Darm, Verstopfung, Durchfall,
  • Vereinzelt vorübergehender Haarausfall

Da die Nervenschäden zum Teil irreversibel sind, muss streng darauf geachtet werden, dass etwaige Mängel schnell erfasst und ausgeglichen werden.

5.Sportliche Betätigung

5.Sportliche Betätigung

Der Abbau von massivem Übergewicht kann auch nach einer erfolgreich verlaufenen adipositaschirurgischen OP nur mit einer Kombination aus Ernährungsumstellung und gesteigerter körperlicher Aktivität erzielt werden. Nach einer Ein- und Umgewöhnungsphase kann sportliche Betätigung wie zum Beispiel Walken oder Schwimmen problemlos in den Alltag integriert werden.

6.Gewichtsabnahme

6.Gewichtsabnahme

Gewicht wird aktiv abgebaut, wenn dem Körper weniger Energie (Kalorien, Fette und Kohlenhydrate) zugeführt wird, als er verbrennt. Der Körper wird dann nämlich gezwungen, Muskelmasse und Fettdepots anzugreifen und umzuwandeln: Der Patient nimmt ab.

Alle OP-Methoden zielen darauf ab, dass ein Patient nur noch kleine Mengen Nahrung aufnehmen kann, entweder durch Restriktion (verkleinerter Magen) oder durch Malabsorption. Je nach OP-Methode, individuellen Begleitumständen und Ernährung geht das schneller oder langsamer vonstatten; es kann auch vorübergehend zu Stillständen kommen. Davon sollten sich Patienten aber nicht entmutigen lassen. Stagniert der Gewichtsabbau jedoch über einen längeren Zeitraum, sollte gemeinsam mit dem Nachsorgespezialisten untersucht werden, was die Auslöser sein könnten.

7.Folgeeingriffe

7.Folgeeingriffe

Die Haut eines adipösen Menschen wurde durch Jahre oder Jahrzehnte großen Übergewichts massiv überdehnt. Tritt nun nach einer bariatrischen OP der gewünschte, teils enorme, Gewichtsabbau ein, bleiben Dehnungsstreifen und die sogenannten Hautschürzen zurück. Diese überschüssige und schlaffe Haut kann nach einer erfolgreichen und dauerhaften Gewichtsabnahme operativ entfernt und/oder gestrafft werden.

Auch hier muss sich ein Patient im Vorfeld mit seiner Krankenkasse in Verbindung setzen und abklären, ob die Kosten für eine solche plastische Wiederherstellungsoperation übernommen werden. Teilweise wird diese Frage schon im ursprünglichen Kostenantrag für die bariatrische OP behandelt.

Ein Patient sollte immer bedenken, dass auch noch Jahre nach einer bariatrischen OP mechanische oder metabolische (den Stoffwechsel betreffende) Komplikationen auftreten können; in einigen Fällen müssen aufgrund von Komplikationen Eingriffe erneut vorgenommen oder eine OP-Methode in eine andere umgewandelt werden (Revisions- und Redo-Eingriffe).

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